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Das Gefolge - Teil 13

Als sie am Abend aufgeregt heimkehrten, wurden sie herzlichst von ihren Eltern empfangen. Sie waren erfreut über die Überraschungsgeschenke und voller Stolz das ihre Kinder so schnell erwachsen wurden.

Als die Dämmerung heran brach, setzten sich beide Familien draußen an den großen Tisch, um gemeinsam zu feiern.

Die Stimmung war gut und es wurden alte Geschichten erzählt. Einige dieser Geschichten wurden zu einem jeden solcher Anlässe wieder hervorgeholt, andere jedoch waren den jungen Homins neu. Das war vielleicht so beabsichtigt, denn in einigen Geschichten war im Kern viel Weisheit zu finden, wenn man den Mantel aus Humor entfernte. Es war ein Abend voller Gelächter, Genuß und Festlichkeiten. Die Stunden verflossen schnell und ebenso das Shooki Bier, mit dem man zwischen den Liedern, Geschichten und generellen Fröhlichkeiten seine trockene Kehle verwöhnte.

Als das Mahl vorbei und der Tisch abgeräumt war, spazierten Feuor und Nih'na noch ein wenig zu einem nahegelegenen Hügel. Es war schon zu einer Gewohnheit geworden, dies gemeinsam zu machen und heute Nacht schien es einen besonderen Anlass zu geben. Vielleicht war es aufgrund des erfolgreichen Tages, der schönen Zeit zusammen, der Geschenke oder vielleicht war es einfach nur das Bier gewesen. Auf dem Weg zum Gipfel schlugen sie eine Pause ein, um die in Schatten gehüllte Umgebung zu überblicken.

"Dinah ist sich nicht ganz sicher über sich selbst, oder?" frage Feuor.
 
"Ich glaube schon, aber ich kann sie verstehen. Ich meine, sie scheint es nicht so einfach zu haben, in der Schule oder daheim, so wie wir.

"Was meinst du? Du weist doch genau das wir es nicht einfach hatten, besonders du nicht." Er blickte in die ferne Dunkelheit vor sich.

"Ich weiss, ich hätte es dir früher sagen müssen. Für Dinah ist es etwas anders. Die Matis sind ein stolzes Volk, denen Ehre und Ästhetik das wichtigste ist. Sie haben hohe Ansprüche und sind streng was Rangfolgen und Lebensweise angeht. Sie kämpft mit sich selbst über den Sinn und Zweck dessen, was wichtig ist im Leben, besonders im Schatten des merkwürdigen Verschwindens ihres Vaters.

"Was meinst du? Das sie bestürzt war, weil sie sich die neue Rüstung nicht selbst leisten konnte?"

"In gewisser Weise, ja. Ich weiss noch als ich sie bei einer Übung sah. Ihre Kleidung war durch die Übungswaffe zerrissen und die anderen taten es einfach mit den Worten ab, sie könne sich doch einfach neue kaufen, es wäre eine gute Gelegenheit einige Dapper ihrer Eltern auszugeben. Sie lachte mit ihnen und sagte, das sie wahrscheinlich Recht hätten. Später jedoch sah ich sie alleine sitzen und vorsichtig ihre Rüstung wieder zusammennähen. In ihren Augen konnte ich das Glitzern von Tränen sehen, als sie aufschaute um mich zu begrüßen.

"Also weinte sie, weil ihre Rüstung zerrissen war?"

"Nein. Als ich sie heute sah, wusste ich was vor sich ging. Es ist nicht, weil sie beschädigt wurde, sonder weil es ein wertvolles Geschenk war. Vielleicht ist es ein Geschenk ihrer Mutter von vor Jahren. Du weisst ja, sie sind nicht sehr reich und manchmal müssen sie richtig kämpfen. Ja, ich denke es war ein Geschenk von ihrer Mutter und dass sie nicht genug Dapper haben, um es zu ersetzten. Du hast auch noch deinen ersten Dolch, oder?"

"Du meinst den, mit dem ich als Kind den Kincher erlegte? Ja, er befindet sich in meiner Wohnung."

"Dann kannst du ja verstehen, wie sich Dinah fühlt." sagte Nih'na und schaute zu Feuor.

"Ja, ich denke das tue ich." antwortete er.

Sie standen dort schweigend für einen langen Augenblick, als die letzten Sonnenstrahlen vom Himmel verschwanden.

"Du weisst Nih'na ... Juwelen" sagte Feuor.

"Ja, aber was ist mit ihnen?" fragte sie ihn und wunderte sich worauf er anspielte.

"Sie wurden durch das hinzufügen verschiedenen Materialen gemacht, erschaffen aus etwas was auf dem ersten Blick wie ein Haufen Abfall aussieht. Aber bei dem Herstellungsprozess werden sie veredelt und geformt, um dann zur Verarbeitung in Halsketten, Anhängern und Ringen zu dienen.

"Ja, ich weiss, aber was hat das mit all dem zu tun?" Sie konnte seinen Gedanken immer noch nicht folgen.

"Wir sind ihre Freunde, richtig? Dann können wir die Handwerker sein, die ihr zeigen was für ein Schmuckstück sie wirklich ist!"

Als die Sonne wieder aufging, standen Feuor und Nih'na sehr früh auf. Nach einem schnellen Frühstück rannten sie durchs Dorf, da sie abgemacht hatten, sich mit Dinah an ihren freien Tag zu treffen und keine Zeit verschwenden wollten. Sie passierten die Kreuzung und durchquerten die Stadttore, und dann weiter zum Zaun bei dem Handwerker, wo sie Dinah treffen wollten. Sie war bereits dort und als sie die beiden sah, begrüßte sie die beiden mit einem Grinsen.

"Hallo Dinah, dir scheint es heute gut zu gehen." Feour erwiderte das Grinsen.

"Ohja, du glaubst garnicht wie glücklich meine Mutter über das Kleid war. Es dauerte einige Zeit bis sie begriff, dass es nun ihres ist. Sie ist es nicht mehr gewohnt, Geschenke dieser Art zu bekommen. Danke euch beiden."

"Es war uns ein Vergnügen, und überhaupt haben wir das gemeinsam getan." sagte Nih'na fröhlich.

"Haha, ja das taten wir. Obwohl es scheint, als ob einige der Quellen robuster waren, als ich gedacht hätte." fügte Feuor hinzu, was beide Mädchen zum Lachen brachte.

"Oh, sehr lustig."

Aber das brachte die Mädchen nur noch mehr zum Lachen, als sie sich wieder an den Kampf des Helden mit dem feindlichen Rohstofffeld erinnerten.

"Ok ihr zwei, lasst uns ein paar Süssigkeiten suchen. Die gehen auf mich." Er musste schreien, damit er sich selbst zwischen den vielen Echos des Gelächters in der Stadt hören konnte.
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